Die Gegner sind nicht vor Ort

Erstellt von Gerhard Massier | | Allgemein

Schießsport steht von ganz besonderer Wettkampfrund der Luftdruckwaffen unter Corona

Seit mehr als einem halben Jahr bestimmt die Corona-Pandemie nicht nur unser privates und unser Arbeitsleben, nein, sie hat auch massive Auswirkungen in den Sport in unserer Gesellschaft. Wer in letzter Zeit aufmerksam die Tageszeitungen gelesen hat, konnte den Diskurs und Lösungsansätze verfolgen, unter denen einzelne Sportarten nun wieder ihre Ligen, Meisterschaften und Wettkämpfe veranstalten wollen. Trotz des Wunsches nach Wiederaufnahme des sportlichen Geschehens, haben in allen Sportarten der Schutz der Aktiven, deren Angehöriger und eventueller Zuschauer vor möglichen Infektionen mit Covid 19 größte Priorität.

Die Fußball Bundesliga hat, größtenteils aus wirtschaftlichen Gründen, den Anfang gemacht und nun ziehen andere Sportarten nach. Im Schützenbezirk Vogelsberg bewegen sich die Vereine nicht auf Profi-Ebene und wirtschaftliche Gesichtspunkte sind es weniger, die die Schützen bewegen, wenn es um die Wiederaufnahme des Schießbetriebes geht – die Sommerrunde der Kleinkaliber- und Großkaliber-Waffen war je bereits der Pandemie zum Opfer gefallen. Genauso wie viele Meisterschaften.

Wie alle anderen Sportarten auch, wollte und musste man im Schießsport eigene Konzepte entwickeln, um die Wettkämpfe unter den Hygiene- und Sicherheitsaspekten veranstalten zu können, die die Bundesregierung vorschreibt. Für die aktiven und auch passiven Schützen im Vogelsbergkreis ist ihre Sportart von großer Wichtigkeit. Man triff sich sehr gerne mit Gleichgesinnten, um sich nicht nur sportlich zu messen, sondern auch wegen des freundschaftlichen Austauschs vor und nach dem Wettkampf. Mit Mannschaften von drei oder vier Schützen/innen ist das auch kein Problem. Ein nicht all zu groß bemessener Aufenthaltsraum genügt, um noch länger zusammen zu sitzen.

Doch unter Corona wird die kommende Wettkampfrunde mit den Luftdruckwaffen, die jetzt Ende September beginnt, komplett anders. Im Kontakt zu vielen Vereinen haben Bezirksschützenmeister Ingmar Krausmüller und Bezirkssportleiter Marcus Stock ausgelotet, wie die Vereine zur Ausrichtung der Winterrunde mit den Luftdruckwaffen stehen. Breiter Konsens ist die Befürwortung einer Winterrunde. Alle Befragten hoffen, dass möglichst bald wieder „normale Wettkämpfe“ möglich sind. Die Schützen bedauern, dass sie sich nicht „live“ sehen werden können, aber das Verständnis für die diesjährigen, hoffentlich einmaligen, Wettkampfbedingungen ist generell da. Eine Auflage- Runde mit jeweils gleichzeitig 40 bis 50 anwesenden Schützen an einem Schießstand, wie es sie in den letzten Jahren im ehemaligen Schützenkreis Lauterbach üblich, wird in diesem Jahr nicht möglich sein. Auch das Lichtschießen der Jüngsten muss aus Sicherheitsgründen in dieser Saison entfallen. Für alle anderen Ligen und Klassen gibt es Lösungen. Vom Hessischen Schützenverband kommt eine Regelung zur Wiederaufnahme des Wettkampfbetriebes für die Hessenliga sowie die Ober- und Bezirksligen, die wie folgt aussieht: Alle Wettkämpfe werden zuhause auf den eigenen Schießstand ausgetragen. Dabei ist jeweils ein Schütze bzw. eine Schützin des Gegners anwesend. Beide Mannschaften schießen zeitgleich.

Für alle Ligen darunter hat der Schützenbezirk Vogelsberg drei weitere Lösungen entwickelt, die die Regelung des HSV ergänzen und den Vereinen mehr Optionen bieten sollen, die Wettkämpfe zu schießen. Für alle Wettkämpfe gilt, dass sich die Vereine von Wettkampf zu Wettkampf zwingend rechtzeitig abstimmen müssen, unter welcher Regelung sie den Wettkampf bestreiten wollen. Der Schützenbezirks Vogelsberg hat für die Grundligen folgende Alternativen erarbeitet: 1. Die vier Schützen beider Mannschaften schießen zuhause und eine weiter Person des Vereins fährt zum Gegner und überwacht den Wettkampf. 2. Die Gegner treten zum Wettkampf direkt gegeneinander an (natürlich nur nach beiderseitiger Zustimmung und unter Einhaltung aller Hygienebestimmungen wie z. b. der Abstandregel von mindesten 1,5 m). Das hat zur Folge, dass beim Wettkampf immer mindestens ein Schießstand zwischen Schützen nicht besetzt sein darf und auch im Aufenthaltsraum genügend Distanz zwischen den Personen gewährleistet ist. Zudem müssen Spender für Hygienemittel vorhanden sein etc. 3. Der Wettkampf wird auf Vertrauensbasis geschossen. Die Schützen schießen ihre Wettkämpfe zu Hause und übermitteln die Einzelergebnisse nach dem Wettkampf an den gastgebenden Verein. Einen Hin- und Rückkampf wird es daher nicht geben. Beide Wettkämpfe werden zuhause ausgetragen. Diese Regelungen gelten auch für den Schüler-, Jugend- und Juniorenbereich. Hierzu äußert Stock sein Bedauern, dass die Nachwuchsschützen ihre Gegner nicht kennenlernen dürfen, aber die Verantwortung für Minderjährige ist ungleich größer und so stehen Sicherheit und Vernunft natürlich über allem.

Bezirkssportleiter Marcus Stock sieht in den vier Varianten genügend Auswahl, um die Wettkämpfe der Luftdruckwaffen geregelt und sicher über die Runde zu bekommen. Außerdem setzt er ganz auf das Verständnis und die Fairness der Vereine und Schützen, so wie er sie über Jahrzehnte kennengelernt hat. Er beklagt aber auch, dass es acht Abmeldungen von Mannschaften gegeben hat. Bis auf eine Ausnahme, waren diese aber nicht Corona-bedingt, sondern dem Wegzug, beruflichen Veränderungen oder der Aufnahme eines Studiums geschuldet. Die Abmeldung kam mit der Information, dass man die Mannschaft zurück ziehe, weil man nicht beim Gegner antreten dürfe. Gleichzeitig wurde eine neue Mannschaft für die Luftgewehr-Runde gemeldet. Durch den Aufstieg des SV Lanzenhain 1 in die Hessenliga und des SV Lanzenhain 2 in die Oberliga gab es in allen Klassen darunter jeweils zwei Aufsteiger.

In einem Schreiben an alle Vereine erläutert Stock die Regelungen und nimmt auch Stellung zu den Problematiken, die trotz allem auftreten können. Er appelliert an die Vernunft und Eigenverantwortung eines jeden einzelnen Schützen, dass weder Mannschafts- oder Vereinskollegen/innen, noch Familienangehörige in gesundheitliche Gefahr gebracht werden dürfen. Die Hygieneregeln sind deshalb auch ohne gegnerische Schützen auf dem eigenen Schießstand zu befolgen.

Eine so noch nie dagewesene Situation erfolgt besondere Lösungen und im Schützenbezirk hat man diese entwickelt. Nun hofft man, dass alle Vereine, Mannschaften und Akteure sie berücksichtigen und bis zum Ende der Winterrunde im März keine Covid-Infektionen auf Wettkämpfe zurückgeführt werden können.

Zurück